Erdwärme als Chance für klimaneutrale Wärmeversorgung
Der Landkreis Karlsruhe verfolgt unter dem Begriff „zeozweifrei“ eine Klimaschutz-Strategie, die bis 2035 in die Klima-Neutralität führen soll. „Zur Erreichung einer eigenständigen klimaneutralen Wärmeversorgung bietet die Tiefengeothermie eine große Chance“, sagte Landrat Dr. Christoph Schnaudigel am Donnerstag, dem 18. August 2022, bei seinem Besuch des Geothermie-Bohrplatzes in Graben-Neudorf. „Sie könnte perspektivisch mehr als 50 Prozent des heutigen Wärmebedarfs im Landkreis decken“, so der Landrat, der sich vor Ort ein Bild von den Fortschritten des Projekts machte. Dabei standen auch die Sicherheitsmaßnahmen für den Grundwasserschutz und das seismische Monitoring im Blickpunkt. Eine sichere Erschließung und ein sicherer Betrieb seien ausschlaggebend für eine breite öffentliche Akzeptanz und damit die langfristige Nutzbarkeit der Technologie in der Region.
Die Realisierung der Geothermie-Projekte birgt ein enormes Steigerungspotenzial für die regionale CO2-Bilanz. Die Hälfte der Gesamtemissionen im Landkreis gehen nämlich auf den Wärmesektor zurück. Der Anteil der erneuerbaren Energien liegt hier aktuell nur bei sieben Prozent, deutlich unter dem Bundesdurchschnitt (15 %).
Am Standort Graben-Neudorf müsste im Falle einer erfolgreichen Erdwärme-Erschließung jedoch noch ein Wärmenetz gebaut werden, um die Wärme auch nutzen zu können. Die Umwelt- und Energieagentur des Landkreises Karlsruhe arbeitet deshalb mit Förderung des Landes Baden-Württemberg an einer Studie zur Wärmeplanung, die bereits in den nächsten Wochen den Kreisgremien vorgestellt werden soll. „Dann wird es darum gehen, dass die Pläne auch umgesetzt und ein regionales Wärmenetz gebaut wird“, so der Landrat, der hierüber auch schon Gespräche mit den Energieversorgungsunternehmen geführt hat.
Bis ein Wärmenetz fertiggestellt ist, wird die zukünftige Erdwärmeanlage in Graben-Neudorf Strom erzeugen. Die hohen Temperaturen im Untergrund des Oberrheins von über 150 Grad in 3.500 Meter Tiefe machen das möglich. „Vorrangiges Ziel der Erdwärmenutzung im Landkreis sollte die Wärmeversorgung sein“, sagt Schnaudigel und ergänzt: „Die Stromproduktion hat dennoch ihre Berechtigung. Zum einen verbessert auch sie die Klimabilanz. Zum anderen erhöht sie die Effizienz der Anlagen, weil sie eine alternative Nutzung der Wärme in Zeiten geringer Nachfrage erlaubt.“ Im Sommer etwa ist der Wärmebedarf deutlich geringer als im Winter.