Wie soll das Wärme-Potenzial in Graben-Neudorf genutzt werden?
Bereits im März 2020 sagte die baden-württembergische Landesgeschäftsführerin des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Sylvia Pilarsky-Grosch: „Die Geothermie wird das Rückgrat unserer zukünftigen Wärmeversorgung bilden.“ Das Potenzial dafür sei insbesondere im Rheingraben sehr hoch. Warum das so ist und welche Voraussetzungen nötig sind, damit sie genutzt werden kann, das wollten 14 BUND-Mitglieder am 9. August 2022 bei ihrem Besuch des Bohrplatzes in Graben-Neudorf genauer in Erfahrung bringen.
Deutsche ErdWärme Geschäftsführer Lutz Stahl empfing die Gruppe im Infozentrum. Dort erläuterte er in einem offenen Gespräch die Funktionsweise der hydrothermalen Geothermie, wie sie in Graben-Neudorf zur Anwendung kommt, und diskutierte mit den BUND-Vertreter:innen, die aus allen BUND-Regionalverbänden entlang des Oberrheins angereist waren, Fragen zur Geologie, zur Seismizität, zum Grundwasserschutz und zum Versicherungsschutz. Von besonderem Interesse für die Umweltschützer:innen war das Thema Wärmeversorgung, die aus ihrer Sicht gegenüber der ebenfalls möglichen Stromproduktion zu bevorzugen wäre.
Die Nutzung der Wärme sollte auch aus Sicht der Deutschen ErdWärme vorrangiges Ziel der Städte und Gemeinden sein. Dazu müsse jedoch mancherorts, wie im Falle Graben-Neudorfs, erst ein Wärmenetz gebaut werden. Die Umwelt- und Energieagentur des Landkreises Karlsruhe plant bereits die Gründung einer interkommunalen Projektgesellschaft, die den Aufbau eines solchen Netzes übernehmen könnte. Konkrete Vorstellungen zum möglichen ersten Netzabschnitt gibt es auch bereits. Er soll direkt vom geplanten Tiefengeothermie-Kraftwerk in Graben-Neudorf Richtung Bruchsal und Bretten führen. Die Erdwärmeanlage könnte unmittelbar zur Fertigstellung des Wärmenetzes Wärme auskoppeln. Die Stromerzeugung diente dann der Steigerung der Anlagenauslastung. Sie würde hochgefahren, wenn wie im Sommer weniger Wärme nachgefragt werde.